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Dotter-Mobil Abschlußparty in Langenlipsdorf und Dottermobil in Borgisdorf (10.11.2001)

Dottermobil "weich gekocht"; Kinder- und Jugendprojekt nach sechs Jahren eingestellt
LANGENLIPSDORF Kein knallgelb angestrichener Bauwagen vor der Langenlipsdorfer Kirche. Doch der erschreckte Blick in den Kalender bestätigt: „Abschiedsparty Dottermobil, Sonntag 15 bis 21 Uhr". Vom Hof des Pfarrhauses steigt eine kleine Rauchsäule und aufgeregte Stimmen verraten, dass dort etwas Besonderes geschieht. Sie werden doch nicht etwa das schöne Dottermobil ...?
Weiterlesen in einem Artikel der MAZ von Uwe Klemens:

http://www.mazarchiv.de/_suche/10204/maz2001/c_200111/silter_dottermobil_weich_gekocht__kinder_.html

 

 

Dottermobil „weich gekocht" Kinder- und Jugendprojekt nach sechs Jahren eingestellt

UWE KLEMENS

LANGENLIPSDORF Kein knallgelb angestrichener Bauwagen vor der LANGENLIPSDORFer Kirche. Doch der erschreckte Blick in den Kalender bestätigt: „Abschiedsparty Dottermobil, Sonntag 15 bis 21 Uhr". Vom Hof des Pfarrhauses steigt eine kleine Rauchsäule und aufgeregte Stimmen verraten, dass dort etwas Besonderes geschieht. Sie werden doch nicht etwa das schöne Dottermobil ...?

Und ob. Die letzte Dotterparty muss ohne das betagte Vehikel stattfinden, das ohne Straßenverkehrszulassung nicht mal mehr zu seiner eigenen Abschiedsparty kommen durfte. Ein geräumiges Zelt bietet stattdessen Platz für Kuchenbüfett, Tische, Bänke und ein wärmendes Feuerchen, über dem in einem gewaltigen Topf eine leckere Suppe brodelt.

Die letzte

große Party

Ein gutes Dutzend Kinder und Jugendliche sind trotz Regen und Kälte zur letzten Dotterparty gekommen, mit der das Schicksal des bislang einzigartigen Freizeitprojektes besiegelt werden soll.

Nach sechs bewegten Jahren beschloss das Team der zumeist jugendlichen Dotter-Mitarbeiter bereits im September das Aus für das Dottermobil.

Sechs Jahre lang, seit Oktober '95, war das knallgelbe Gefährt im Auftrag des evangelischen Kirchenkreises auf den Straßen so mancher Gemeinde zu entdecken. Überall dort, wo Kreisjugendwart Volker Silter auf offene Ohren und helfende Hände stieß, machte das Mobil, zum Teil mehrfach, für einige Wochen Station.

Nach dem Scheitern eines angedachten Streetworker-Projektes, für das Jüterboger Ämter zu hohe Hürden aufstellten, entstand damals die Idee, den bereits angeschafften Bauwagen dann eben als mobiles Jugendzentrum für Einsätze auf dem flachen Land zu nutzen.

Zunächst für einen Zeitraum von zwei Jahren gedacht, erlebten die Angebote im Mobil ungeahnten Zuspruch, so dass das Projekt zweimal um jeweils zwei weitere Jahre verlängert wurde. Der von Brandenburger Medien und der Landesregierung ausgelobte Preis für ein „Jugendprojekt des Monats" ging im Oktober '98 an das Mobil.

Vor allem die Spiele in der Gruppe gehörten neben sportlichen Aktionen, Bastel-, Abenteuer- oder Geschichten-Nachmittagen zu den beliebtesten Angeboten im oder rund um den Wohnwagen. Rund 600 Veranstaltungen für ebenso viele Kinder, so der Blick in die Statistik, wurden von den im Laufe der Jahre rund 50 ehrenamtlichen Mitarbeitern organisiert.

Kein Geld

und keine Zeit

Nun scheint die Luft raus. „Das Gelbe vom Ei" - so der freche Werbeslogan des Dottermobils, muss nach neuen Wegen suchen. Der Rückgang der finanziellen Unterstützung durch Land und Kirche, sowie die enorme Zeit für Vorbereitung und Durchführung der Aktionen, die vom Gros der ehrenamtlichen Helfer einfach nicht mehr aufgebracht werden kann, machten den nun erfolgten Schritt notwendig.

Dass dies nicht still und heimlich geschehen sollte, war der Wunsch aller Beteiligten. Vom Spielemarkt über olympische Spiele im Kleinen bis zum Stockkuchenbacken am Lagerfeuer und Kino in der Scheune reichte die Palette der Angebote zur Abschiedsparty.

Wer wollte, konnte im Pfarrhaus übernachten und hier noch einmal ein Stück Gemeinsamkeit erleben, die für viele so schnell nicht wiederkommen wird.

Ganz ohne Zweifel: Das Dottermobil wird eine Lücke hinterlassen. Alternativ wird sich ein Teil der engagierten Jugendlichen künftig um überschaubarere Projekte kümmern. Der Verschönerung von Jugendtreffs oder Bushaltestellen etwa, bei der verschiedene Gruppen in den einzelnen Orten dann Hand in Hand miteinander arbeiten und sich dabei kennen lernen könnten.

Ab dem kommenden Jahr könnte dann die „Projektwerkstatt", so der vorläufige Titel, ihre Arbeit aufnehmen. Wichtigste Voraussetzung dafür ist, dass sich Partner finden lassen, die die konkreten Vorhaben unterstützen.

Weiter im

Zeitschleudersessel

Weiterhin stattfinden sollen die beliebten „Dotterfahrten" für die man im Mobil den Begriff „Zeitschleudersessel" erfand. Von freitags bis sonntags begibt sich die jeweilige Gruppe Interessierter auf eine thematische Reise zu anderen Kulturen und Epochen. Bereits vom 18. bis zum 20. Januar ist es wieder soweit. Kinder im Alter von 9 bis 13 Jahren sind eingeladen, sich auf neue Erfahrungen einzulassen.

Das thematische Ziel könnte dann vielleicht Afrika heißen. Große Koffer müssen deshalb aber nicht gepackt werden, denn die reale Reise führt lediglich ins nahe Beyern bei Herzberg.

Wer sich über weitere Aktivitäten und Jugend-Angebote des Kirchenkreises informieren möchte, kann dies unter der Internet-Adresse www.jugendarche.de tun.

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