Gott nahe zu sein, ist mein Glück

Liebe Leser,


mit dem neuen Jahr ist uns eine neue Jahreslosung gegeben und es lockt einen
natürlich schon, im 1. Gemeindebrief des Jahres mal diese Jahreslosung ein wenig zu bedenken.
Gott nahe zu sein, ist mein Glück, heißt es da im Psalm 73.
Dieser Vers damit bringt etwas sehr wichtiges für uns als Christen auf den Punkt. Was ins Auge sticht sind die beiden Worte „nahe“ und „Glück“.

Nun, was jeder persönlich unter Nähe versteht und unter Glück, dafür wird jeder eine eigene Definition finden. Nähe ist für einige von uns sicher schon, wenn sie einem anderen die Hand geben, ihm in die Augen sehen oder beispielsweise in der Bahn neben ihm sitzen.
Für andere ist die Umarmung bei der Begrüßung und das herzliche drücken erst die Symbolik für Nähe und Vertrautheit. In anderen Regionen wird diese Art der Nähe vielleicht schon als übergriffig angesehen, etwa in Asien, wo man sich zur Begrüßung voreinander verbeugt und respektvoll Abstand hält. Nähe wird also von jedem von uns ganz unterschiedlich empfunden.
Menschliche Nähe. Und wie ist das mit meiner Nähe zu Gott, von der hier sehr deutlich gesprochen wird? Wann empfinde ich diese, wann eher nicht. Oder anders gefragt, wann suche ich die Nähe zu Gott, wann erlebe und erfahre ich diese Nähe zu Gott? Ist sie für mich wirklich nur zu entdecken, wenn ich sie am nötigsten brauche, also, wenn es mir nicht gut geht? Wir neigen ja leider dazu, erst dann intensiv nach Gott zu fragen, wenn wir in den Grundfesten unseres Lebens erschüttert werden. Wenn wir Krankheit, Sorgen, Zweifel und Anfechtung auszuhalten haben. Vielleicht auch, wenn unser Glaube ins wanken kommt und die Zaghaftigkeit des Zweifels überwiegt. Ist Gott gerade dann für uns am nähesten zu erfahren? Ich meine, nein. Aber wir besinnen uns dann auf diese Nähe, weil wir uns Gottverlassen fühlen. Eben weil wir merken, dass wir mit unserer kleinen Kraft doch nicht allein weiterkommen. Aber ich es weckt schon meine Fragen, wenn ich merke, dass wir die Nähe zu Gott nur an den schweren Zeiten unseres Lebens definieren. Gott ist mir doch auch nahe, wenn die Wärme der Sonne mein Gesicht streichelt, wenn ich satt sein darf, weil es mir nicht an Lebensmitteln fehlt.
Wenn ich Freude an der Natur und den Menschen um mich habe und diese Freude weitergeben kann oder empfangen kann. Gottes Nähe ist doch gerade dann um so deutlicher zu spüren, wenn ich sie nicht auf ein bestimmtes Thema reduziere. Wenn Gott mein ganzes Leben bestimmt. Gott hat dieses grundsätzliche Ja längst zu uns gesagt.
Schon als wir gebildet wurden im Mutterleibe, hat er Ja zu uns gesagt. Als wir getauft wurden, haben unsere Eltern diese Ja zu Gott gewünscht und bekommen. So zieht sich für mich diese Nähe Gottes für uns wie ein roter Faden durch unser Leben. Ohne diese Nähe geht es doch gar nicht. Natürlich gehören auch die Momente, Zeiten und Erlebnisse in meinem Leben dazu, die mir schwer fallen und in denen ich mich manchmal von Gott verlassen fühle. Ich denke, dass genau dann, in diesem vermeintlichen Gefühl der Verlassenheit, noch mehr Raum für Gottes Nähe zu uns entsteht. Dass unser Gefühl der Leere ausgefüllt wird mit der Nähe zu Gott.
Und damit beginnt für mich das Glück in diesem Satz. Denn Gottes Nähe für mein Leben neu zu definieren, dieser Nähe neu auf die Spur zu kommen, das bringt mich in eine neue Beziehung zu Gott. Oder es bestätigt meinen Weg mit einem Gott, der nie nein sagen wird zu mir.
Auch das ist mein großes Glück. Egal, welche Erfahrungen der Beter dieses Psalms machen musste, um zu dieser Erkenntnis zu kommen. Auch für ihn wurde es letztlich zum Glück, dass er sich Gottes Nähe sicher sein konnte. Dass er sich Gottes Nähe vergewissern konnte und dies für ihn neu von Bedeutung wurde. Gott nahe zu sein, ist mein Glück.
Wir können uns also getrost auf den Weg in dieses Jahr machen, mit dieser erneuten Zusage Gottes an uns. Ihm nahe zu sein, diese Nähe neu zu erleben und auszuprobieren, diese Nähe dankend zu erfahren. Dass darf unser Glück sein. Weil wir uns sicher sein dürfen, dass Gott uns nahe ist und weil wir eben gerade auch mit dieser Nähe zu Gott schon so viele wunderbare Erfahrungen machen durften. Ein wunderbares Gefühl, Gott in meiner Nähe zu wissen.
Das ist ein Glück.
Das ist mein Glück. Das darf unser aller Glück sein. Gott sei Dank.


Auf einen guten gemeinsamen Weg durch dieses Jahr,


herzlichst ihr Johannes Lorenz