Teilen auf Facebook   Teilen auf X   Druckansicht öffnen
 

Weihnacht das Fest der Liebe?

Weihnacht das Fest der Liebe?

Von Liebe ist in der Weihnachtsgeschichte, wie sie der Evangelist Lukas erzählt, an keiner Stelle ausdrücklich die Rede. Weder in der Beziehung von Maria und Josef, noch in der Botschaft der Engel auf dem Feld. Und doch ist es wohl Liebe, weshalb Josef bei Maria bleibt. Und Marias „Ja" zu dem Kind trägt weiter als so mancher Liebesschwur heutiger Tage.

Das, was Lukas nicht erwähnt, das bringt der Evangelist Johannes auf den Punkt: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird" (Joh 3,16-17). Die Weihnachtsgeschichte ist die Geschichte einer Liebe Gottes zur Welt.

Kann man diese Welt lieben, die uns mit Gewalt und Elend immer wieder zum Erschrecken bringt? Gott liebt diese Welt, weil sie Liebe nötig hat, weil diese Welt jemanden braucht, der sie in den Arm nimmt; der nicht über das Leid hinwegsieht, sondern mitleidet. Diese Welt braucht viel Nähe und eine Liebe, wie sie nur Gott geben kann.

Aber: Hat sich die Welt dadurch verändert? Die Rettung der Welt beginnt im Kleinen, in einem Kind. Und im Kleinen können wir die Früchte sehen: Wenn Trauernde getröstet werden, wenn Gemeinschaft wieder möglich wird. An die Liebesgeschichte Gottes mit uns zu glauben heißt auch, diese unscheinbaren Früchte zu sehen.

Und wie reagiere ich auf diese Liebe?

Josef erfüllt treu seine Aufgaben. Das heißt Liebe: An dem Ort, an den Gott mich gestellt hat - sei es in der Familie, im Beruf, in der Gemeinde -, meine Aufgabe anzunehmen; da zu bleiben, gerade auch dann, wenn es schwierig wird. Und Maria bewegt die Worte im Herzen, nimmt sie sich zu Herzen, lebt mit Gottes Worten.

Zur Weihnacht wird Nähe und Liebe immer wieder spürbar. Sie lässt sich aber nicht erzwingen, nur weil es der Kalender so vorsieht. Es gibt in einem jeden Leben düstere Tage, an denen wir Gottes Nähe und Liebe nicht spüren. An denen wir uns verlassen und verloren fühlen. Zu lieben heißt zu versuchen, solche Zeiten auszuhalten, auf Gottes Liebe dennoch zu vertrauen. Es ist nicht jeden Tag Weihnachten, doch die Liebe, die in der allerersten Weihnacht begann, endet nie.

Ich wünsche Ihnen zur Weihnacht die Erfahrung von Nähe und Liebe. Ich wünsche Ihnen Vertrauen in Gottes Liebe, auch wenn sie gerade nicht spürbar ist. Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest.

Ihr Pfarrer Michael Heimann