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Ist die Liebe echt?

„Ist diese Liebe echt?" „Meint dieser Mensch wirklich mich? Oder ist alles nur gespielt?" Da hat mir einer die Hand gegeben und seine Nähe und Verbundenheit zu mir ausgedrückt. Da hat mich eine umarmt und mir liebe Worte gesagt, das hat mir gut getan. Da hat einer einen Blumenstrauß überreicht und sich bedankt und angedeutet, wie wichtig ich für ihn in seinem Leben bin. Da hat eine mir eine einen Brief geschrieben - und ich war überrascht, wie sehr sie mich in ihr Vertrauen gezogen hat.

„Bin ich geliebt? Meinen diese Menschen wirklich mich?"

So schön diese Erfahrungen sind, so schnell stellen sich doch auch wieder Zweifel ein. Ich zweifle, ob diese Liebe wirklich mir gilt, ob sie mir gilt unabhängig von meinen Leistungen. Denn, wenn mir jemand solche Zuwendung schenkt, dann bin ich doch verpflichtet ihm ähnliches zu tun? Wenn mir jemand solche Liebe schenkt, dann bin ich doch verpflichtet mich als liebenswürdig zu beweisen?

Zweifel stellen sich ein. Ich zweifle an der der mir zugewandten Liebe und dass ich selbst so liebenswert bin. Sicherlich gibt es Dinge die ich ganz gut kann. Und es gibt Menschen in meinem Umfeld, mit denen ich gut zurechtkomme: Ehepartner, Kinder oder Enkelkinder, Nachbarn oder Freunde. Aber so stolz und selbstsicher über mich und meine Liebenswürdigkeit bin ich nicht immer. Manchmal scheint der Berg meiner Fehler und meines Versagens größer zu sein, als alles Gelingen und alle Freude.

In solchen Stunden tut es gut, wenn mir einer sagt: „Du, ich liebe Dich!"

Mehr als diese Worte braucht es dann nicht.

„Du, ich liebe Dich!" - Wie oft wird es wohl in den vergangenen Wochen gesagt worden sein? Zum Valentinstag oder Frauentag - oder später im Monat Mai zum Muttertag - oder zum Geburtstag? Wir brauchen solche Worte und Gesten, die deutlich machen: Da ist einer, der zu mir hält, der mich liebt, der bei mir ist und mich trägt und auch manches Mal erträgt. Da ist jemand der mich liebt, auch wenn ich im Moment gar nichts Großartiges geleistet habe. Wir brauchen die Zusage: „Ich liebe Dich!" immer wieder, um mit unseren Zweifeln und Schwächen leben zu können.

An diesem Sonntag werden die Zweifel an der eigenen Liebenswürdigkeit thematisiert. Es ist wie im alltäglichen Leben. Wir hören, wie jemand kritisch über uns redet und auf unsere Fehler und Schwächen hinweist. Diese Kritik verunsichert und wir verstehen sie womöglich als Ablehnung unserer eigenen Person: „Da kritisiert mich einer - er mag mich nicht. Oder schlimmer noch: Er gibt seine Liebe zu mir auf."

Manchmal ist Kritik aber notwendig. Sie stellt die vorangegangene Liebe aber nicht grundsätzlich infrage. Darauf verweist uns der Wochenspruch: „Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren."

Die Liebe zu uns gilt, lange bevor wir etwas geleistet und uns als liebenswürdig erwiesen haben. Schon bevor wir geboren worden sind, wurden wir geliebt. Das ist mit der Liebe der Menschen so, das ist mit der Liebe Gottes so.

Lange bevor ich etwas geleistet oder Gutes getan habe, wurde ich geliebt. Diese Liebe lässt sich auch nicht so leicht auslöschen, sie bleibt.

„Ist diese Liebe echt?" „Bin ich geliebt?"

Wir brauchen Zeichen der Liebe durch Blumen oder freundliche Worte und Taten. Diesen Zeichen und Worten kann ich aber auch vertrauen. Ich werde geliebt, nicht weil ich so viel geleistet habe, sondern weil ich bin.

Gut ist es, wenn die Uneigennützigkeit an Liebe und Freundlichkeit unser ganzes Leben in Familie, Gesellschaft und Kirche durchzieht.

Sicherlich freuen sich andere in der Familie oder in Gemeinden und Vereinen über schöne Erlebnisse und Ergebnisse gemeinsamen Schaffens. Eine gute Tat wird jeden glücklich machen. Das höchste Ergebnis allerdings ist gelungene Gemeinschaft und Kommunikation.

„Ich werde geliebt, nicht weil ich so viel geleistet habe, sondern weil ich bin." So aufgehoben macht das Leben Freude.

 

M.Heimann